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Die Fahrt nach El Rosario, dem Monarch Schmetterlingsreservat, entwickelt sich zunächst zur Irrfahrt. Wir nähern uns Mexico City, was wir eigentlich nicht wirklich beabsichtigt haben, und drehen ein paar Runden in einem Agglomerations-Irrgarten von Stassen und Gässchen am nördlichen Rand der Riesenstadt. Nach einiger Zeit, ein paar verzweifelten Flüchen und Karten-, GPS und iPad-Konsultationen sind wir endlich auf der richtigen Strasse und kommen etwas zügiger vorwärts. Die Strecke ist lang, die Strassen werden immer löcheriger und holperiger mit vielen vielen Topes und so brauchen wir mehr oder weniger den ganzen Tag für die Fahrt. Wir erreichen das auf knapp 3'000 m ü.M. liegende Santuario El Rosario erst gegen Abend und richten uns auf dem Parkplatz mit Aussicht ins Tal gemütlich ein. Bei diesen Temperaturen kann von draussen essen keine Rede mehr sein, nur Urs muss noch ein Weilchen in der Kälte stehen, um zu kochen. Wir haben aber noch Resten zum Aufwärmen, so dauert sein Leiden nicht allzu lange. An diesem Abend nehmen wir unsere Heizung mit Höhenschalter in Betrieb – es funktioniert alles tadellos. Das ist ja schon mal ganz beruhigend. Am Morgen – leider bei bewölktem Himmel – machen wir uns zu Fuss auf den Weg zu den Schmetterlingen. Beim Eingang zum Reservat bekommen wir einen Führer zugeteilt, der uns auf der Wanderung begleitet. Er heisst Agrippino und spricht kein Wort englisch, also bekommen wir als Zugabe gerade eine Spanisch-Konversationsstunde. Wir kommen recht ins Schnaufen und Schwitzen den Berg hinauf. Der Weg ist auf dem ersten Abschnitt recht steil, besteht mehrheitlich aus Treppen und Stufen und scheint kein Ende nehmen zu wollen. Endlich kommen wir auf einer offenen Anhöhe an und entdecken hier die Pferde, mit denen wir bis zu diesem Platz hätten hochreiten können. Ab hier ist es nicht mehr ganz so steil und nach einer Verschnaufpause geht es weiter, wieder in den Wald hinein. Vereinzelt sehen wir Monarch-Schmetterlinge an Sträuchern hängen, andere liegen sterbend am Boden und ab und zu blitzt nur ein orangeroter Fleck eines Stückes Flügel aus dem Dickicht. Ist ja klar, dass es hier auch tote Falter haben muss, trotzdem tut es uns ein wenig leid, sie so liegen zu sehen. Dann kommen wir an ein Absperrseil und dahinter stehen Tannen, die fast nicht mehr als solche erkennbar sind. Ihre Äste sind schwer beladen gegen den Boden gebogen und ihre Farbe ist eine Mischung aus grün, grau und braun. In dicken Klumpen hängen hier Millionen von Schmetterlingen und halten sich gegenseitig warm. Es ist unglaublich, was wir da sehen. Und wenn man bedenkt, dass diese zarten Tierchen von Kanada hierher geflogen sind, wird man sich erst so recht bewusst, vor welchem Wunder der Natur man hier steht. Agrippino erklärt uns, dass die Falter fliegen, wenn sie durch die Sonne genügend Wärme bekommen. Ein bisschen sieht es nach Sonne aus und wir warten ein Weilchen, sehen aber nur ganz vereinzelte Schmetterlinge fliegen. Also machen wir uns wieder an den Abstieg und finden trotzdem, dass wir Zeugen von etwas wirklich ganz Besonderem waren. Als wir wieder auf der Lichtung ankommen, bricht plötzlich die Sonne durch die Bewölkung und wir sehen ein ganzes Stück blauen Himmel. Agrippino bestätigt, dass sich die Tierchen nun vielleicht bewegen würden und so kehren wir beide um und steigen noch einmal zu der Absperrung hoch während Urs auf uns wartet. Diesmal beeilen wir uns und ich bin nass geschwitzt, als wir oben ankommen. Die Anstrengung hat sich aber nur halbwegs gelohnt. Es fliegen wohl etwas mehr Schmetterlinge, aber die Sonne vermag sich nicht durchzusetzen und so bleibt der ganz grosse Ausflug aus. Ein bisschen schade, aber wir sind auch so sehr zufrieden. Der Himmel klart gegen Abend immer mehr auf und unter den Sternen schlafen wir wieder einmal bei eisigen Temperaturen und träumen vom Meer...
Als uns am Morgen ein wolkenloser Himmel mit einer strahlenden Sonne weckt, kommen wir schon in Versuchung, noch einmal zu den Monarch-Faltern hinauf zu steigen. Wir hätten aber noch recht lange warten müssen bis es wirklich wärmer geworden wäre und hätten dann auch noch einmal hier oben übernachten müssen. Schlussendlich entscheiden wir uns dagegen und fahren los. Diesmal fahren wir viel auf der gebührenpflichtigen Autobahn und schaffen es, am Nachmittag in Cholula bei Pueblo auf dem RV-Park zu sein. Wir können sogar noch einen Stadtrundgang machen und den weniger bekannten Vorort von Puebla besichtigen. Kirchen hat es fast an jeder Ecke, jene die gelb gestrichten sind leuchten prächtig in der Abendsonne. Der Ort ist lebendig und auch hier herrscht Weihnachtsstimmung.
Wir fahren von hier aus mit dem Bus nach Puebla, was einfach, billig und absolut stresslos ist. Das Stadtzentrum erkunden wir zu Fuss, besichtigen ein paar Kirchen von den auch hier unzähligen, und jede ist prächtiger als die vorhergehende. Je mehr wir uns dem Zócalo nähern, desto mehr Menschen hat es und desto bunter wird das Treiben. Wir schlendern weiter durch die Gassen mit Häusern aus der Kolonialzeit, viele von oben bis unten mit wunderschönen Kacheln verziert. Manche beherbergen, gerade in den kleineren Gässchen im Zentrum, wunderbare Trödlerläden mit allerlei Krimskrams, antikem Spielzeug und Gebrauchsgegenständen: Eine Stadt zum Verweilen! Trotzdem planen wir für den nächsten Tag einen Ausflug zu den Vulkanen Popocatépetl (noch aktiv) und zum Iztaccihuatl (schlafend) beim Paso de Cortés. Die Fahrt haben wir uns etwas einfacher vorgestellt als sie dann tatsächlich ist. Der grösste Teil der Strecke ist eine extrem löchrige, holprige, staubige und ab und zu recht steile Naturstrasse. Oben angekommen präsentiert sich der Iztaccihuatl vor dem blauen Himmel in der strahlenden Sonne und wo der Popocatépetl wäre, müssen wir einen Parkwächter fragen... Später am Tag, auf dem Spaziergang zu den Wasserfällen, sehen wir ihn dann und als wir wieder auf dem Paso sind, ist er fast wolkenfrei. Es ist eiskalt da oben – wir befinden uns auf mehr als 3'000 m ü.M und der Wind weht garstig über die Kuppen. Aber wir geniessen die beeindruckenden Gipfel, beim aktiven Vulkan meinen wir sogar ein verwehtes Rauchwölklein erkennen zu können.
Die Fahrt zum Parque National La Malintzi am nächsten Tag ist schön und der Platz einfach zu finden. Die Höhe sind wir ja fast schon gewohnt: Unser Stellplatz liegt auf 3'300 m üM und die Sonne scheint recht warm. Mein Schnupfen hat sich dummerweise verschlimmert und ich fühle mich alles andere als gut – ich mache unser Bett schon am Mittag und schlüpfe grad noch einmal in den Schlafsack. Erst gegen Abend, die Sonne steht schon tief und Urs bekommt auch langsam kalt, erwache ich und stehe wieder auf. Das hat gut getan. Wir machen keine grossen Sprünge mehr und verbringen den Abend im Truckli wieder mit Heizung und kuschelig warm.
Am Morgen trödeln wir ein bisschen mit dem Frühstück und lassen uns viel Zeit, damit die Sonne etwas höher steigen und alles ein wenig aufwärmen kann. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Malinche, den Vulkan, an dessen Fuss wir übernachtet haben. Wir steigen hoch und höher, atmen schwer und keuchen langsam und haben nach gut zwei Stunden wandern mit rechten Steigungen noch nicht einmal die Baumgrenze erreicht. Vor dem nächsten Stutz entscheidet Urs, nicht mehr weiter zu kommen und hier auf mich zu warten. Ich erklimme den Abhang allein und treffe da eine Familie, die mir erklärt, dass es noch etwa vierzig Minuten dauere bis zur Baumgrenze und anschliessend noch eineinhalb Stunden bis zum Gipfel auf 4'461 m üM. Das wird auch mir zu viel und ich kehre ebenfalls um. Der Abstieg ist um einiges einfacher und weniger schweisstreibend und zurück im Truckli ziehen wir uns rasch trockene Kleider an. Da es mittlerweile bewölkt ist, ist es auch kalt und die Erkältungsgefahr riesig. Als wir das Nachtessen vorbereiten, ruft es neben uns „Hopp Schwiitz“ und ein Mexikaner mit seiner Frau erklärt uns in Deutsch! dass sein Vater aus der Schweiz sei und er seine zweite Heimat schon mehrmals besucht habe. Wir haben so langsam genug von der Kälte und unter dem warmen Schlafsack freuen wir uns auf Wärme und Strand!
Am Morgen fahren wir schon früh los mit dem Ziel Teotihuacàn. Wir finden diesmal ein bisschen einfacher durch das verflixte Ixmiquilpan und kommen recht zügig vorwärts. Am frühen Nachmittag sehen wir die Pyramiden von Teotihuacan aus dem Dunst (Smog?) auftauchen. Wir umrunden sie quasi, erreichen San Juan Teotihuacan und finden den Zeltplatz auf Anhieb. Wir stellen unser Truckli erst mal ab und machen eine Runde in’s Städtchen, das uns einen sehr guten Eindruck macht. Es hat viele Bäckereien, einen grossen Gemüsemarkt und einen Weihnachtsmarkt mit jedem Kitsch, den man sich vorstellen kann. Der Ort ist der ideale Ausgangspunkt sowohl für den Besuch der Pyramiden als auch für einen Ausflug nach Mexico City. Wir nehmen am Morgen ein Taxi zum Pyramidenareal, welches sich kilometerweit vor uns ausbreitet. Die Strasse führt direkt auf die Sonnenpyramide zu und das Bauwerk ist total imposant. Wir gehen darauf zu und stellen fest, dass es weiter ist als wir gedacht haben. Wir müssen kleinere Ruinen überwinden und bekommen einen Vorgeschmack auf die Treppensteigerei, die uns bevorsteht. Die Sonnenpyramide, die wir trotz Höhenangst erklimmen ist überwältigend. Die Aussicht auf das riesige Areal, das eine Stadt war und weit über hunderttausend Menschen beherbergte, ist wirklich grossartig. Das Gleiche gilt für die Mondpyramide, von der aus man geradeaus die ganze Calzado de los Muertos, die eigentliche Hauptstrasse, überblicken kann. Wir steigen hinauf und hinab, wandern über die Wege und stellen uns vor, wie das Leben hier wohl gewesen sein mag, als all die Menschen, deren zu Hause dies war, hier ihrem Alltag nachgegangen sind. Es gibt einige gute Beschreibungen und im Museum eine schöne Ausstellung mit einem Modell der Anlage. Aber wie es wirklich war – wer weiss das schon? Wir wissen auf jeden Fall an diesem Abend, was wir körperlich geleistet haben. Todmüde kommen wir zurück, kaufen uns in einer der Bäckereien etwas Süsses und wollen auf dem Zeltplatz unter die Dusche. Das Wasser ist nicht wirklich warm und wir kommen mit unseren schwedischen Nachbarn ins Gespräch. Sue und Denys, das Schweizerpaar ist auch eingetroffen und so sitzen wir schon bald um den Schwedentisch vereint beim Bier... Ich dusche dann aber doch noch und es geht einigermassen. Nicht wirklich ein Genuss, aber in Ordnung. Der Abend wird lang und feucht, zuerst Bier aus allen Kühlschränken, dann kommen die Tequila-Flaschen auf den Tisch und das Nachtessen wartet und wartet. Erst bald gegen zehn Uhr kocht Urs unser Znacht in stockdunkler Nacht – es tut richtig gut, etwas Festes in den Magen zu bekommen.
Ein wenig brummschädelig packen wir am Morgen unsere Siebensachen für das Mexico-City-Abenteuer in die Rucksäcke. Als wir unsere Wanderschuhe aus dem Schuhkasten nehmen, stellen wir fest, dass alle Schuhsäcke nass sind und wir irgendwo ein Leck haben müssen. Also räumen wir noch schnell alles aus und legen es an die Sonne, damit es hoffentlich wieder trocken ist, wenn wir zurückkommen. Wir fahren mit dem Bus bis zur Metrostation am Stadtrand von Mexico City. Es geht überraschend schnell, wir brauchen nicht einmal eine ganze Stunde bis zu unserem Hotel mitten im Stadtzentrum. Super! Das reicht dann gerade noch für eine erste Besichtigung des Zócalo und seiner Umgebung. Wir sind beeindruckt von den Prachtstrassen und dem bunten Treiben, das überall herrscht. Wir umrunden den ganzen Hauptplatz, besichtigen die Catedral Metropolitana und erkundigen uns nach dem Turi-Bus, dessen grosse Haltestelle sich hier befindet. Zum Znacht wollen wir wieder einmal in ein Restaurant und – nachdem wir die äusserst verlockenden Pollo- und Torta-Küchen am Strassenrand und auf den Trottoirs hinter uns gelassen haben – versuchen es in der Cantina des Casino Español. Wir bestellen Paella Valenciano und sind nicht gerade überwältigt – weder von der Qualität noch vom Preis und ein bisschen wehmütig denken wir an die Imbissbuden... Müde und zufrieden kehren wir ins Hotel zurück und haben das Gefühl, schon ein bisschen was gesehen zu haben von dieser Riesenstadt. Am Morgen müssen wir zuerst ein Café suchen, damit wir wieder auf Touren kommen und bereit sind für den Turi-Bus, den wir ganz in der Nähe unseres Hotels besteigen. Kreuz und quer fahren wir durch die Stadt, müssen schon bald ein erstes Mal aussteigen weil ein Umzug mit bunten Drachen unsere Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein Wettbewerb den das Volkskundemuseum veranstaltet und die vorgeführten Papier-Maché Drachen sind so phantasievoll und bunt, dass wir fast die Zeit vergessen und einfach nur schauen: Jedes Exemplar ist ein besonderes Kunstwerk. Dann steigen wir wieder in einen Bus und fahren weiter, können nicht überall alles besichtigen aber das Frida Kahlo Museum in Coyoacán ist ein Highlight. Überhaupt gefällt uns dieser Stadtteil ausnehmend gut, die weihnächtlich geschmückte Plaza Hidalgo und der Jardin Centenario laden zum Verweilen ein. Ein anderes Viertel, das uns sehr gut gefällt ist Condessa mit seinen grosszügigen Grünanalagen und wunderschönen Jugendstil-Häusern. Eigentlich wollen wir noch zur Plaza Garibaldi, aber das reicht zeitlich definitiv nicht mehr und Hunger haben wir auch... Wir verlassen den Turibus am Zócalo und machen uns auf zum Tlaquepaque, einer Strassenbeiz mit Pastor und Tortas und sonstigen Leckereien, alle vor unseren Augen zubereitet in einem Höllentempo und sehr sympathisch. Wir stehen in der Schlange und warten, bis wir ein Tischchen bekommen. Es schmeckt so, wie es aussieht: rustikal und superfein! Und kostet ein Drittel des gestrigen Nachtessens... Den Sonntag haben wir uns für Museumsbesuche reserviert und wir beginnen mit dem sehr eindrücklichen Palacío des Bellas Artes, der sowohl als Konzert- als auch als Kunsthaus dient und eine sehr schöne Sammlung vor allem aber riesige Wandgemälde beherbergt. Anschliessend führt unser Weg quer durch den belebten Parque Juarez und ins Museo Mural de Diego Rivera. Hier bestaunen wir eines seiner bekanntesten Wandgemälde, auf dem viele Persönlichkeiten, die Mexico prägten, zu sehen sind. Auch Diego Rivera und Frida Kahlo fehlen nicht darauf. Im Museo de Arte Popular gibt es Kunsthandwerk aus dem ganzen Land zu bewundern, in allen Farben und Formen und in allen denkbaren Materialien. Wir hätten wohl einen Tag darin verbringen können und bereuen es sehr, den Fotoapparat nicht mitgenommen zu haben. Am Schluss müssen wir uns fast beeilen, um unsere Gepäck noch rechtzeitig aus dem Hotelzimmer zu holen. Für einen Umweg über die Plaza Garibaldi, die tagsüber leider eher ein wenig verlassen wirkt, reicht es noch, bevor wir in die Metro steigen und zurück fahren.
Britt und Inge, unsere schwedischen Nachbarn, sind mittlerweile fast fertig mit räumen, ihr Camper muss quasi nur noch in den Unterstand bewegt und zugedeckt werden. Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit den beiden in ihrer „warmen Stube“ und tauschen unsere Erfahrungen aus. Wir versprechen, uns am Morgen sicher noch zu verabschieden und klettern zufrieden wieder in unser Truckli-Bett. Und dann kommt alles ein bisschen anders als geplant: Wir hatten ja irgendwie gehofft, dass es sich in unserem Schuhkasten nicht um ein wirkliches Leck handelt, aber kaum ist die Wasserpumpe eingeschaltet, tropft es auch schon wieder. Wir fragen Inge um Rat und er schraubt den Wasseranschluss auf. Dummerweise kommt man nicht an den Schlauch heran und so versuchen wir mit vereinten Kräften, das sehr stabile Schutzblech auf der Innenseite „wegzumurksen“, denn dieses ist nicht angeschraubt sondern geklebt! Inge sei Dank schaffen wir das und sehen, dass sich eine Klampe gelöst hat und der Schlauch nicht mehr dicht am Ventil sitzt. Inge repariert alles und hat Spass daran. Zum Schluss bohrt er zwei Löcher und schraubt das Blech wieder an – beim nächsten Leck geht dann alles wesentlich einfacher. Auch unsere nicht so tragische undichte Stelle vorne beim Wassertank (Einlauf- und Luftschlauch) zeigen wir ihm und auch hier dichtet er den Einlaufschlauch fachmännisch. Wir hoffen sehr, dass wir nun wieder „trocken“ fahren und sind extrem froh über diese so freundliche und grosszügige Unterstützung. Und weil das alles seine Zeit gedauert hat, verschieben wir unsere Weiterfahrt um einen Tag und so gehen wir alle vier in die Stadt und auf den Markt. Ganz wie die Mexikaner verdrücken wir einige Tacos mit diversen Füllungen und spülen das Ganze mit einem Bier hinunter.
Eigentlich haben wir ja genug zu tun: Truckli putzen, Schäftli entstauben, Kleider waschen – alles halt, was man nur macht, wenn man ein wenig stationär ist. Wir räumen unsere Sachen so, dass wir am Morgen möglichst schnell bereit sind und verbringen den Abend halt wieder allein in unserem kühleren und engeren Truckli.
Unser Abschied von Charly und Urs mit ihren Familien ist herzlich. Charly bringt Grapefruits vom Garten und gibt uns die letzten Tipps, wir machen die letzten Fotos und fahren wieder los. Heute ist die Strecke nicht wirklich lang, führt durch schöne Agavenfelder – Hauptbestandteil für Tequlia – durch ganz trockene Maispflanzungen und noch höher hinauf in die Hügel. Man merkt es fast nicht, aber in Guanajuato sind wir bereits auf 2'000 m üM. Unser GPS führt uns durch die ganze Stadt, durch Tunnel und als Krönung durch super enge, steile Gässchen auf einen Hügel, wo der Standplatz ist. Für grössere Fahrzeuge definitiv nicht zu empfehlen, für uns jedoch grandios. Die Aussicht auf die farbenfrohen Häuschen auf dem Hügel vis-à-vis ist einmalig. Die Stadt ist in einen engen Kessel gebaut und von da aus ziehen sich die regenbogen-bunten Häuser rings herum die Anhöhen empor. Wir stellen unser Truckli ab und gehen zu Fuss in die Stadt. Beim Hinuntergehen staunen wir, dass wir da überhaupt hochgefahren und den Platz einfach so auf Anhieb gefunden haben. Die Stadt ist noch schöner als wir es uns vorgestellt haben. Wir machen einen ersten Spaziergang rund um die zentrale Markthalle, besorgen uns einen Stadtplan und versuchen uns ein wenig zu orientieren. Das Zentrum ist kompakt und die Sehenswürdigkeiten sind gut erreichbar. Wir brauchen noch Brot und freuen uns über die vielen Bäckereien, die es hier hat. Der Rückweg ist steil und wir kommen grad ein wenig in’s Schwitzen Den Apéro vor unserem Truckli haben wir uns heute redlich verdient und die farbigen Häuser strahlen in der warmen Abendsonne um die Wette. Wir verbringen auch den nächsten Tag im regen Treiben dieser einmaligen Stadt. Die Plätze sind wunderschön, teilweise mit Figus-Bäumen bewachsen, deren Kronen so dicht sind, dass sie zu Vierecken geschnitten wurden und es darunter fast düster ist, weil so wenig Sonnenlicht hindurchscheint. Von der Pípila-Statue direkt oberhalb des Teatro Juárez überblickt man das ganze Stadtzentrum mit Universität, Kirchen und grünen Parks. Wir machen hier Mittagspause und sind fast ein wenig sprachlos ob dem Gewusel und der Vielfalt, die uns da zu Füssen liegt. Am Nachmittag nehmen wir den vollgestopften Bus zu einer Ex-Hacienda etwas ausserhalb der Stadt und bekommen hier einen kleinen Eindruck davon, wie das Leben für die Reichen zur Zeit der Silbergewinnung gewesen sein muss. Die Hacienda hat 17! verschiedene Gärten (leider nicht mehr ganz so gepflegt) und eine nicht allzu grosse Villa mit vielen Innenhöfen und Terrassen. Das Busfahren ist nicht schwer, die Leute sind hilfsbereit und wir werden in beiden Richtungen an den richtigen Haltestellen hinausgeschickt. Wir erklimmen unseren Hügel wieder und nützen die warmen Temperaturen, um noch schnell zu Duschen – nur mit kaltem Wasser, denn die Gasleitung ist kaputt!
So problemlos wir auf den Zeltplatz in dieser verwinkelten Stadt mit ihren steilen Strässchen gefahren sind, so problemlos verlassen wir ihn auch wieder. Unser GPS leistet uns hier wirklich gute Dienste. In Dolores Hidalgo, der Wiege der mexikanischen Unabhängigkeit, machen wir Halt und besuchen die wunderschöne Kirche mit dem reich verzierten Eingangstor, von der aus Hidalgo zum Aufstand gegen die Spanier aufgerufen haben soll. Die Stadt ist gemütlich und übersichtlich, an jeder Ecke wird Glace verkauft und die Plaza Principal vor der Kirche ist ein wunderschöner kleiner Park, in dem es sich gut ausruhen lässt. Die Strassen im Zentrum sind alle noch aus Kopfsteinpflaster, eine davon wird gerade renoviert und wir sehen den Aufwand, der da betrieben wird. Jeder Stein wird sorgfältig gesetzt und die glatten Flächen an den Trottoirs werden von Hand gehämmert, damit sie eine passende rauhe Oberfläche bekommen. In San Miguel de Allende angekommen drehen wir zunächst eine Runde um den Zeltplatz und finden ihn nicht. Ich steige dann mal aus und suche zu Fuss, denn eigentlich sollten wir nur ein paar Meter entfernt sein davon. Den beschriebenen Tennisplatz sehe ich durch ein Tor und als dieses von einem Automobilisten geöffnet wird, schlüpfe ich auch hinein und frage nach dem Platz. Wir sind wirklich ganz nahe, einfach beim falschen Tor und der freundliche Mann zeigt mir, wo ich klingeln kann. Super! Platz hat es auch und ein paar Minuten später stehen wir neben Richi und Fränzi auf einem sonnigen Plätzchen am Rand der Altstadt. Wir machen einen ersten Ausflug zum Mega – unsere Vorräte sind mittlerweile arg geschrumpft – und anschliessend einen ersten kurzen Stadtrundgang. San Miguel de Allende macht einen reicheren Eindruck als Guanajuato, liegt aber weniger spektakulär. Die Altstadt hat wunderschöne Kolonial-Bauten und die Parroquia mit ihren rosaroten Türmen überragt die oft in Rot- und Gelbtönen gestrichenen Häuser. Wir fühlen uns sehr wohl auf dem Zeltplatz, nutzen die Zeit zum Waschen und räumen, zum Schreiben und wieder einmal Krimi (Tatort) schauen am Abend, denn das Internet ist recht gut und schnell. Wir verlängern unseren Aufenthalt von Tag zu Tag. Auf der grossen Plaza haben sie viele bunte Lampions aufgehängt und einen Weihnachtsbaum aufgestellt, in den Gassen ist die Weihnachtsbeleuchtung montiert und überall blühen die roten Weihnachtssterne, die wir in der Schweiz in der warmen Stube aufstellen müssen. Am Samstag gehen wir auf den Biomarkt, wo sich offenbar alle hier ansässigen Amerikaner treffen, am Abend dann machen wir mit Fränzi und Richi einen Abendspaziergang in die Altstadt. Da ist ganz schön etwas los. Mariachi-Spieler unterhalten das Publikum, aber auch andere Strassenkünstler geben Vorstellungen. Überall hat es viele Leute, es duftet aus all den kleinen Strassenbeizli und von den Imbisständen. Wir essen unsere ersten Tortas, eine Art Sandwiches mit allerlei Füllung und scharfer Sosse zum desinfizieren...
Nach fünf Nächten fahren wir am Montag endlich doch noch los. Die Holländer, die schon lange unseren sonnigen Platz möchten, sind froh! Wir halten uns nordostwärts und wollen in die Grotten von Tolatongo, einer warmen Quelle die dort offenbar einen ganzen Fluss speist. In Ixmiquilpan, einem kleinen Städtchen mit engen Gässchen, Markt und viel zu viel Verkehr verfahren wir uns zünftig und das GPS will und will uns nicht aus der Stadt führen. Endlich finden wir eine Strasse, die vielversprechend aussieht und sind so froh, in die richtige Richtung zu fahren dass wir sogar vergessen, Brot zu kaufen. Das können wir im nächsten Dorf nachholen und auch unseren Früchtevorrat stocken wir bei dieser Gelegenheit auf. Die Grutas Tolatonga sind in einer tiefen Schlucht, in die eine steile, kurvenreiche Naturstrasse führt. Wir fahren mehrere hundert Meter in die Tiefe und finden einen wirklich leuchtend türkisblauen Fluss, der in vielen Stufen, von denen jede ein grosses Badebecken bildet, talwärts rauscht. So eine Farbe in der Natur haben wir noch nie gesehen! Nach unserer ersten Erkundungstour parkieren wir unser Truckli am Fluss. Es wird kühl am Abend und wir montieren wieder einmal unseren Tisch. Am Morgen gehen wir in Badhosen auf Entdeckungstour, zunächst zur Grotte und dem Dampf-Tunnel, die sich auf der einen Seite der Anlage befinden. Das Wasser ist wirklich recht warm mit einer kalten Dusche beim hinein- bzw. hinausgehen vom Wasser, das als Wasserfall über den Berg hinab rauscht. Die Grotte ist gross, man kann sogar schwimmen im warmen Wasser. Der Dampftunnel ist nicht so eng wie befürchtet, dafür wunderbar warm und dunkel.
Wir steigen wieder zum Fluss hinunter und nehmen die Wanderung zu den Pozos unter die Füsse. Es ist sicher mehr als einen Kilometer in die andere Richtung und etwas in der Höhe liegt die künstlich angelegte Poollandschaft inmitten von Zitrusfrüchte-Bäumen, Bananenstauden und Kakteen. Sagenhaft schön! Wir verbringen Stunden im warmen Wasser mit der Aussicht ins Tal und auf das gegenüberliegende Dorf. Gegen Abend machen wir uns ein Lagerfeuer und wollen unsere Filets darauf braten. Das Feuer brennt und wir sind am Salat rüsten, Kartoffeln schneiden und was es noch so braucht für ein schönes Znacht, da kommt ein Parkmensch und erklärt uns, dass wir hier nicht stehen dürfen. Der Platz sei nur für Zelt-Camper und Autos dürfen hier nicht parkieren. Schade, aber das Znacht können wir doch noch braten und essen, dann müssen wir umziehen.
Die Fahrt Richtung San Blas ist wunderschön und führt durch die Ausläufer der Sierra Madre, die zunächst noch mit Laubbäumen bewachsen sind. Wir kennen leider die Bäume nicht – manche haben nur ganz schmal gefiederte helle Blätter, andere wieder sind dunkler und breit. Kakteen, wie sie weiter nördlich noch häufig anzutreffen waren, fehlen nun weitgehend. Oft leuchtet es an den Hügeln rosarot, es sieht von weitem aus, als ob dort ganz viel Flieder blühen würde. Es könnte sein, dass es sich um Jacaranda-Bäume handelt. Leider haben wir die wunderschön gefärbten Blüten nie aus der Nähe gesehen. Nach und nach verändert sich die Landschaft und wird immer tropischer. Auf dem flacheren Streifen Land zwischen Meer und Bergen wird viel angebaut, auffallend sind die vielen Mangoplantagen, die ein wenig aus wie Aprikosen- oder Pfirsichbäume, vielleicht auch Mandeln und sich kilometerweit hinziehen, unterbrochen nur von kleineren Bananenfeldern und – wenn sich niemand mehr richtig um eine Pflanzung kümmert – von dicken Schlingpflanzen überwucherten Bäume, die quasi eine grüne Wand mit leuchtend blauen Trichterblüten bilden. Erst in der Gegend um Guadalajara sehen wir die blau schimmernden Agavenfelder, die für den Tequila angepflanzt werden.
Zwischen San Blas und Santa Cruz finden wir den RV-Park mit dem vielversprechenden Namen Paraiso Miramar, ein riesiger tropischer Garten am Meer, der seinem Namen alle Ehre macht. Das Restaurant ist allerdings nicht wirklich zu empfehlen, zumindest nicht am Abend kurz vor Feierabend. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sie das Essen ein bisschen zusammen suchen müssen und alles kommt kalt auf den Tisch. Der Platz ist sehr schön, der Strand zum Baden jedoch nicht geeignet und wir bleiben nur eine Nacht.
Am Morgen starten wir zeitig und sind schon früh in Sayulita, wo Bente und Hans einen Platz am Strand mit der Surf-Brandung suchen wollten. Wir sind zum ersten Mal so richtig in einem Touristendorf. Alles ist vollgestopft mit Souvernierläden, Gemüse- und Früchteständen, mit Tortillerias und sonstigen Imbissbuden, es mahnte uns irgendwie ein wenig an Thailand mit seinem Chaos. Die Strassen eng und verstopft, die Menschen leicht bekleidet und mit Badeutensilien beladen. So richtig macht es uns nicht an und unser Truckli durch das Chaos zu steuern ist nicht ganz stressfrei. Wir fahren ein Stück zurück und zweigen dann noch einmal Richtung Meer ab – und sehen den Toyota von Hans und Bente, allerdings nicht am Meer sondern beim Zeltplatz eines Deutschen. Zusammen gehen wir zu Fuss ins Zentrum und finden ein Beizli mit sehr guten Fischtortillas. Wir haben alle vier nicht wirklich Hoffnung, hier irgendwo schön stehen zu können und so fahren wir bald weiter Richtung Puerto Vallarta. Auch hier reiht sich Feriensiedlung an Feriensiedlung, vieles wäre zu kaufen und Meerzugang gibt es fast nicht, vor allem nicht, um zu übernachten. Nach zwei vergeblichen Anläufen fahren wir aus dem Ort hinaus und finden in einer malerischen Bucht am Fischer- und Ausflugsbootshafen ein wunderschönes Plätzchen auf einem eingezäunten Parkplatz, gerade gross genug, dass wir beide Autos stellen, draussen sitzen und die bunten Boote beobachten können.
Mit zwei Autos können wir völlig entspannt etwas abenteuerlicher fahren und so entscheiden wir uns für die Küstenstrasse, die unbefestigt und zeitweise recht holperig ist. Wir halten immer wieder Ausschau nach einem Platz am Meer, was recht schwierig ist. An einer Süsswasserlagune wollen wir wegen der Mücken, die abends eine rechte Plage sind, nicht übernachten und so fahren wir noch ein ganzes Stück wieder auf Teerstrasse, zeitweise mit unglaublich vielen Schlaglöchern, denen fast nicht auszuweichen ist. In Chamela, etwas ausserhalb des Dorfes, finden wir einen schönen grossen Zeltplatz direkt am Meer und sind die einzigen Gäste dort. Diesmal reicht es sogar für ein schönes Feuer unter einem Palapa und so können wir trotz der feuchten Kühle noch lange gemütlich zusammen sitzen. Am nächsten Morgen halten Hans und Urs Ausschau nach Fischern und kommen schon bald mit schönen Filets für Ceviche und einer Dorade für auf den Grill zurück. Wir faulenzen mehr oder weniger den ganzen Tag, schwimmen im Meer, lesen, schreiben und geniessen die Ruhe, die bis am Nachmittag über dem Platz liegt. Das ändert sich schlagartig, als ein Schulbus aufs Gelände fährt und eine Klasse ihr Lager aufschlägt. Es ist lustig, die Teenager zu beobachten wie sie sich einrichten und ab und zu ihre Englischkenntnisse an uns testen.
Wir wollen langsam wieder in’s Landesinnere und in die Berge, stellen aber fest, dass es von Chamela aus eine recht lange Fahrt werden würde. So entscheiden wir uns, nur eine kurze Strecke zu fahren und noch eine Nacht an der Küste zu verbringen. Die Fischer kommen noch einmal vorbei und verkaufen uns Lobster, nicht allzu grosse aber schöne, und damit ist auch schon für’s nächste Abendessen gesorgt. In Barra de Navidad kaufen wir Gemüse, Früchte und Brot ein, checken unsere Mails in einem schönen Beizli und suchen dann eine Übernachtungsmöglichkeit. Das ist schwieriger als gedacht und wir fahren, zusammen mit Bente und Hans, durch das Städtchen. Auf einer Quartierstrasse mit schönen Einfamilienhäuschen versuchen wir erneut den Strand zu erreichen, leider kommt schon bald wieder eine Sperre und wir müssen umkehren. Auf dem Rückweg kommt uns ein Paar auf Fahrrädern entgegen und erkundigt sich, ob wir Schweizer seien und als wir bejahen, erzählen sie, dass ihre Nachbarn auch aus der Schweiz kämen, allerdings in Kanada wohnten. Wir kommen in’s Gespräch mit Iwo und Joanna und spontan laden sie uns zu sich nach Hause ein. Bente und Hans wollen nicht mitkommen und so trennen wir uns. Unsere ausgesprochen netten Gastgeber verwöhnen uns mit einem wunderbaren Badezimmer und im riesigen Patio mit Pool, vielen Pflanzen und Sicht auf den Kanal sitzen wir beim Bier und erzählen uns unsere Erlebnisse.
Trotz dem Angebot, noch ein paar Tage hier zu verbringen, zieht es uns weiter. Auf einer kleinen kurvigen Strasse fahren wir Richtung Guadalajara. Bente und Hans wollen weiter südlich ins Landesinnere fahren und so trennen sich unsere Wege hier definitiv. Die Landschaft ist sehr schön, und in fast jedem kleinen Ort blühen afrikanische Tulpen, leuchtend roten Blüten an kräftig grünen Bäumen. Auch die Weihnachtsdekorationen werden so langsam aufgebaut, in Autlán de Navarro steht mitten auf der Plaza ein riesiger als Weihnachtsbaum geschmückter Kegel. Wir wollen uns das Thermalbad, das uns Max und Ingrid empfohlen haben, anschauen und nach ein bisschen verhandeln können wir für 200 Pesos hier stehen und das Bad benutzen. Wir werden von den offenbar auch seit Jahren regelmässig hier stehenden Kanadiern begrüsst. Als unsere Nachbarn merken, dass wir Schweizer sind, fragen sie doch tatsächlich nach Max, einem Schweizer, der Optiker sei und sonst auch immer auf diesem Platz stehe. Wir mussten so lachen, denn es war genau unser Max aus Mazatlán. Wir konnten sie also beruhigen und mitteilen, dass die beiden später sicher noch hierherkommen werden.
Noch vor dem Frühstück sind wir schon im warmen Bad und lassen uns treiben und aufwärmen, denn es ist doch merklich kühler hier in den Bergen. Die Stammgäste mit den grossen Campmobilen haben natürlich warme Bademäntel dabei – wir zwei schlottern mit unseren Reisebadetüchern... Aber es hat gut getan und nach einem gemütlichen Frühstück an der Sonne sind wir bald wieder startklar. Die Laguna di Chapala ist unser nächstes Ziel und im von Amerikanern bevölkerten Ajijic machen wir einen Bummel durch die Marktstrasse mit vielen Ständen voller bunter Süssigkeiten. In der Kirche haben sie eine Feier für 15-jährige, was es genau ist, wissen wir nicht aber auf jeden Fall ist die Zeremonie in der kleinen Kirche eindrücklich und die Jugendlichen in ihren schwarz-rot-weissen Kleidern sehen gut aus. Am Nachmittag peilen wir Charly’s Restaurant in Santa Elena an. Es ist nicht ganz leicht zu finden, da unser GPS wieder einmal keine entsprechende Strasse hat. Wir kommen in ein kleines Dorf, fragen da nach dem Weg und über eine halbe Motocross Strecke kommen wir endlich an. Wir sind nicht die einzigen Schweizergäste und wir treffen auch nicht einfach auf ein Restaurant, sondern es ist schon fast eine Schweizerkolonie hier. Susanne und Reto kommen schon seit x Jahren jeden Winter hierher, Urs und seine Frau haben ein kleines Haus auf dem gleichen Grundstück und sind auch jeden Winter hier, und in der Gegend wohnen weitere Landsleute. Carmen und Ralph, Marcel und Denise sind kurz vor uns mit ihren Campbüssli angekommen und sitzen schon beim Bier. Sie sind zusammen unterwegs nach Costa Rica. Lustig und fast ein bisschen unvorstellbar, irgendwo in der Pampa so viele Schweizer zu treffen. Aber so ist es. Das gemeinsame Abendessen – Vorspeise Cervelat und Bratwurst! – schmeckt ausgezeichnet und als die Tequilaflasche auf den Tisch kommt, wird der Abend, wie zu befürchten war, etwas feuchtfröhlich. Kein Problem, wir müssen ja nur noch ins Autodach steigen. Wir beschliessen noch einmal hier zu übernachten, denn der Platz ist gut und wir sollten wieder einmal an unserer Internetsete arbeiten...
Der Tag vergeht so schnell! Nach einer Dusche mit schön warmem Wasser verabschieden wir uns von den Büsslischweizern, die zu den Schmetterlingen fahren wollen. Im grossen Camper von Susanne und Reto tut sich noch nichts und so nehmen wir an, dass sie ihre Abreise ebenfalls verschoben haben. Charly macht einen fiebrigen Eindruck und fühlt sich gar nicht wohl, er verzichtet auf seinen Töffausflug und muss ab Mittag das Bett hüten. Wir arbeiten an unseren Sachen und können unsere Internetseite endlich wieder einmal hochladen. Charlys Netz ist gut, leider haben wir wieder einmal eine „Blacklist-IP-Adresse“ bekommen und können keine Mails mehr verschicken. Schade aber nicht wirklich schlimm. Hauptsache alles ist vorbereitet und wir wissen nun, dass, wenn wir uns über einen anderen Router einloggen, wir wieder eine neue Adresse bekommen, diesmal hoffentlich keine Verdächtige.
15. November bis 22. November
El Fuerte ist ein sogenanntes „Pueblo magico“, eine Ortschaft, die von der mexikanischen Regierung im Rahmen eines entsprechenden Programmes ausgezeichnet und gefördert wurde. Das kleine Städtchen ist wirklich sehr schön, übersichtlich und gemütlich. Es findet gerade ein Jubiläumsfest (450 Jahre El Fuerte) statt und wir sehen den Umzug der Cowboys mit ihren Pferden, der von einer lauten Blechmusik begleitet wird. Auf der Plaza vor dem Regierungsgebäude lassen die Reiter ihre Pferde tanzen – ob es ein Wettbewerb oder einfach so ist, haben wir nicht herausgefunden. Schön anzusehen war es jedenfalls und unter all den Männern waren sogar zwei Frauen zu entdecken – Aufweichung der Macho-Kultur? Wir verbringen einen spannenden Tag in dem kleinen Ort, essen auf dem Markt Tortillas mit Fleisch, das vor unseren Nasen gebraten wird, kaufen lokale Süssigkeiten und versuchen, uns mit den Leuten zu verständigen. Erst gegen Abend fahren wir zum ausserhalb des Ortes gelegenen Bahnhof und suchen den Platz wo wir übernachten und das Truckli zurücklassen wollen. Er liegt direkt vis-à-vis des Bahnhofs und er alte Mann, der uns hocherfreut das Tor öffnet, ist freundlich und erklärt uns, wann am nächsten Morgen der Zug fährt. Wir haben etwas Mühe, ihn zu verstehen, denn so ganz ohne Zähne klingt auch Spanisch nur vernuschelt. Wir schlafen gut bis irgendeinmal mitten in der Nacht von allen Seiten die Güggel zu krähen beginnen. Wir haben das Gefühl es sind hunderte und die Sonne ist noch längst nicht aufgegangen...
Pünktlich um halb neuen stehen wir auf dem Bahnhof und der Zug hat nicht einmal viel Verspätung. Wir wissen nicht so genau, wie was funktioniert, denn Billett haben wir noch keines. Der Zug besteht aus zwei Teilen: einem gelben Primera Express Teil und einem roten Economica Teil. Wir steigen einfach mal in den hintersten Wagen ein (Economica) und bekommen problemlos einen Platz. Alles ist gesittet und freundlich trotz des etwas gfürchigen Soldaten mit Gewehr und kugelsicherer Weste... Wir können unser Billett lösen und sind angenehm überrascht vom Preis: Für einmal kostet es weniger, als wir angenommen haben, aber das hat wohl mit der Klasse zu tun. Die Zugfahrt führt von quasi Meereshöhe bis auf 2'400 m ü.M. und ist traumhaft – wohl eine der schönsten Eisenbahnlinien weltweit. Von der tropischen Vegetation mit Bananenbäumen, Palmen, Kakteen und Agaven schlängeln sich die Gleise durch Schluchten und Tunnels (insgesamt 86), über Brücken und an steile Berge geschmiegt bis hinauf in die Föhrenwälder auf der Hochebene am Rand der Schluchten, die bis heute von den Tehumara, einem indigenen Volksstamm, bewohnt werden. Die Strecke hat sehr enge Kurven und zwischen Divisadera und Creel eine Spirale ähnlich unseren Kehrtunneln, nur eben ohne Tunnel, sondern mit einer Brücke an der „Kreuzung“. Wir sind sehr beeindruckt als wir in Creel aussteigen – und es schüttelt uns vor Kälte! Schnell lassen wir uns von einem Schlepper in ein Hotel bringen. Es hat warme Decken und heisse Duschen und sogar so etwas wie eine Warmluftheizung. Wir ziehen uns alle Kleiderschichten an, die wir wohlweislich in die Rucksäcke gepackt haben. Wir sind noch nicht ganz fertig klopft es schon an die Türe und unser geschäftstüchtiger Schlepper Lionel möchte wissen ob wir morgen eine Tour machen wollen. Wir sind noch nicht sicher was wie wo, vertrösten ihn auf den Morgen und wagen uns noch einmal in die Kälte. Das Nachtessen bei „Veronica“ ist sehr gut und wir geniessen die Holzfeuerwärme aus dem Cheminée.
Am Morgen, wir sind weder geduscht noch angezogen sondern versuchen mit einem grottenschlechten Internet Mails zu senden und zu empfangen, da klopft Lionel und teilt uns mit, die Tour starte in zehn Minuten. Wir wissen nicht so recht, was wir wollen und ob wir sollen, aber zum Nachdenken bleibt nicht wirklich Zeit und so versprechen wir, in zwanzig Minuten bereit zu sein unter der Bedingung, noch irgendwo einen Kaffee zu bekommen. So ein Stress aber auch. Zwanzig Minuten später stehen wir auf der Matte, steigen zusammen mit einem mexikanischen Paar in unser Tour-Auto. Lionel muss noch tanken, wir Kaffee kaufen und dann geht’s los. Erster Halt ist eine Tehumara-Familie, die nahe der Stadt noch in einer Felsenhöhle lebt. Wir fühlen uns bei diesem Besuch eher unbehaglich. Wir bekommen eine Mischung aus Armut und Schmutz zu sehen, traditionelles Leben mit sehr viel Plastik, Lollipops, Chipstüten und bettelnden Kindern. Erklärungen dazu gibt es keine, man sieht sich das halt offenbar einfach an. Wir sind erleichtert, dass keine solchen „Besuche“ mehr anstehen und die Tehumara, vor allem Frauen und Kindern, treffen wir nun bei allen Sehenswürdigkeiten an, wo sie ihre Stände aufgebaut haben. Es ist ein farbenfrohes Volk, das teilweise unter Felswänden oder in einfachen Holzhäusern wohnt. Die Frauen in ihren knallbunten weiten Rüschenröcken und -blusen nähen und flechten wunderschöne Körbe und alles wird überall feilgeboten. Wir machen einen Spaziergang am Akariki-See, anschliessend fahren wir zum Cusárare Wasserfall, der in dieser trockenen Zeit sehr wenig Wasser hat. Für uns sind eigentlich die mexikanischen Touristen interessanter als die Sehenswürdigkeit selber. Es ist lustig zu beobachten, wie sie alles erkunden und wie überall auf der Welt ihre Selfies machen. Das Tal der Frösche und der Pilze macht seinem Namen alle Ehre: Die Steinformationen sehen genau so aus. Und überall sitzen Tehumara Frauen dekorativ im Schatten der Felsen und flechten, nähen oder fädeln Schmuckperlen auf dünne Schnüre. Die malerische Misión San Ignacio inmitten dieses Hochtales ist das Zentrum der Tehumara, wahrscheinlich aus der Jesuitenzeit, mit einer kleinen Kirche, einer Schule und Infrastuktur für jene Kinder, die nicht jeden Tag nach Hause können. Leider ist Feiertag und schulfrei, so dass alles irgendwie verlassen wirkt. Zurück in Creel setzen wir uns noch ein wenig in die wärmende Sonne auf der schönen Plaza und fragen uns, wann denn wohl Saison ist hier, denn viele Leute sind nicht unterwegs.
Heute lassen wir uns nicht überraschen von Lionel und haben auch keine Lust, ohne Frühstück auf Tour zu gehen. Wir stehen rechtzeitig auf denn mit Eiern und Bohnen im Bauch lässt es sich definitiv besser Sightseeing machen. Wir packen unsere Siebensachen in unsere Rucksäcke, denn wir werden nicht mehr nach Creel zurückkehren und fahren wir los zum Parque de Aventuras in der Nähe von Divisadero. Der Park ist ziemlich einsam, hätte aber eine Infrastruktur für Massentourismus. Lionel erklärt uns, dass die Hauptsaison in den Sommer-monaten ist und es dann schon mehr Leute hätte. Wir begnügen uns mit der Aussicht von verschiedenen Punkten in die imposante Schlucht, die es durchaus mit dem Grand Canyon aufnehmen kann. Unsere Ausflugsgspänli jedoch machen sich voller Tatendrang an die Zipline-Tour, bei der uns schon vom Anschauen schwindlig wird. Die Seile führen über riesige Schluchten und Abgründe – wir würden es nie wagen, nur an einem Gstältli befestigt da hinunter bzw. hinüber zu sausen. Sieben solcher Abfahrten soll es geben, bis man den Rundkurs beendet hat. Wir lassen auch die Seilbahn aus, obwohl sie recht neu und von Doppelmayr gebaut ist und gut in Schuss zu sein scheint. Wir wären ganz allein in einer Kabine gewesen und irgendwie hat es uns nicht angemacht.
Am Mittag bringt uns Linonel Richtung Bahnhof, lässt uns aber noch einmal ein schönes Stück der Canyonkante entlang spazieren. Die Kupferschlucht ist eigentlich nur ein kleiner Teil einer enorm zerklüfteten Gebirgswelt mit vielen verschiedenen Canyons und Tälern. Ein bisschen schade finden wir es schon, dass wir nicht mit dem Truckli hochfahren konnten. Früher soll es sogar einen Auto-zug gegeben haben, so dass man nur einen Weg zu fahren brauchte und die imposante Zugsfahrt ebenfalls nicht verpasst. Je nu, manchmal kann man halt nicht alles haben. Auf der Rückfahrt zauberte dann die Abendsonne noch einmal wunderbare Farben in diese einsame wilde Gegend und wir kommen sehr zufrieden in El Fuerte bei unserem unversehrt da stehenden Truckli an.
Wir stehen – Güggel sei Dank – früh auf und machen uns auf den Weg wieder an die Küste. Wir haben uns einen Fahrtag vorgenommen, denn die Strecke ist relativ lang und es gibt nicht wirklich lohnende Zwischenstopps. Bis Culiacan fahren wir auf der Hauptstrasse und entscheiden uns dann, auf die gebührenpflichtige Autobahn zu wechseln. Und ab hier ist alles wie verhext: Zuerst verfahren wir uns gewaltig (unser GPS führt uns über eine etwas komische Strasse...) dann bezahlen wir eine Gebühr für eine Einfahrt, die eigentlich in die andere Richtung zeigen würde, aber der Mann beteuert, dass wir da in beide Richtungen drauf fahren können (es hat ohnehin fast keinen Verkehr...) und wenige hundert Meter weiter bezahlen wir das Gleiche noch einmal. Und ab jetzt kosten alle paar Kilometer zwischen knapp dreissig bis hundertzwanzig Pesos. Wir staunen! Und wissen nun, warum es fast keinen Verkehr hat hier. Und nach weiteren Kilometern und Zahlstellen, finden wir heraus, wie es die Mexikaner machen: Bei fast jeder Brücke gibt es eine Ein- bzw. Ausfahrt, die allerdings eher wie ein Feldweg ausseht und hier muss man nicht bezahlen. Das ist schon mal gut zu wissen, aber den Zeltplatz zu finden war schon fast eine Kunst. Erst bei Einbruch der Nacht stehen wir vor dem geschlossenen Tor. Alles scheint verlassen, nur ein Schild weist darauf hin, dass der Platz geöffnet sei, man aber Teo anrufen soll, damit er das Tor öffnet. Sollen wir jetzt die Vorwahl von Mexico suchen und dann mit unserem Prepaid-Handy via Schweiz einem Mexikaner auf Spanisch erklären, dass er uns das Tor des RV-Parks öffne soll? Wir sind noch am Werweisen, da kommt ein Auto, der Fahrer steigt aus und fragt, ob wir Hilfe brauchen, zückt sein Natel und schon ist Teo informiert, dass Gäste vor dem Tor auf Einlass warten. So nett und freundlich aber auch! Theo kommt und wir können uns auf dem etwas herunter gekommenen Platz einrichten.
Am Morgen sehen wir, dass uns der Eindruck nicht getäuscht hat. Die Platz war wohl früher wunderschön, jetzt wirkt er vernachlässigt. Teo erklärt uns, dass es nur noch wenige Gäste gibt und die guten Zeiten in diesem Gebiet vorbei wären. Wir arbeiten ein bisschen am Vormittag, bereiten die Internetseite und ein paar Mails vor und machen uns dann auf in die Berge, wo wir die Bergbaustadt Cosalá aus der Kolonialzeit besichtigen wollen. Wir fahren und fahren und es will kein Ende nehmen – die Distanz, die im Reiseführer angegeben ist, stimmt hinten und vorne nicht. Wir hoffen, dass sich diese Fahrt lohnt und werden nicht enttäuscht: Das Städtchen liegt malerisch in grüne Laubwälder gebettet, hat bunte kleine Häuschen und Kolonialvillen und gefällt uns sehr gut. Der Spaziergang führt uns kreuz und quer hindurch, die kleine Kirche aus dem 17. Jahrhundert entdecken wir erst fast am Schluss. Wieder auf dem Zeltplatz zurück erleben wir eine Überraschung: es hat neue Gäste gegeben und diese haben auf dem ganzen Areal ausgerechnet unseren Platz besetzt. Unser Tisch mit Kocher und Abwaschbecken samt Abwaschlappen und die Stühle stehen auf der anderen Seite und drei Männer haben sich in unserer Ecke breit gemacht. Naja, besonders nett finden wir’s nicht und sie merken wohl auch, dass das nicht gerade die feine Art ist. Sie entschuldigen sich, wischen unseren Platz sauber und zu guter Letzt schlagen sie vor, wieder zu tauschen. Das wollen wir nicht und so ist das Thema erledigt und wir richten uns auf der anderen (windtechnisch eben falschen) Seite ein. Als wir nach dem Essen noch ein Skipbo spielen, kommen die drei mit Tequila und Styroporbechern und laden uns auf einen Entschuldigungs-schnaps ein. Ende gut, alles gut. Die drei, zwei Ärzte aus Culiacan und ein Advocat aus Mexico City, fischen die halbe Nacht.
Am Morgen früh weckt uns ein Jubelschrei: Einer der drei Männer hat wirklich einen Fisch gefangen. Wir frühstücken in Ruhe, Urs duscht noch kalt (Teo hat den Boiler nicht wie versprochen eingeschaltet) und ich hoffe auf eine warme Dusche in Mazatlán. Die Fahrt wieder zur Hauptstrasse ist ein bisschen abenteuerlich und die Strasse nicht auf unserer (untauglichen) Karte und so sind wir froh, als uns ein Bus entgegen kommt. In Mazatlán fahren wir auf den Zeltplatz ganz am Stadtrand und treffen dort Hans und Bente, die abfahrbereit noch die letzten Mails verschicken. Die beiden beschliessen, noch eine Nacht hier zu verbringen. Gemeinsam fahren wir am späteren Nachmittag mit Bus und Taxi (kleine offene Gefährte auf VW-Käfer-Motoren) in die sehr schöne Altstadt und essen in einem kleinen offenen Beizli am Malecón z’Nacht. Hans und Bente erzählen von ihrer Abenteuerfahrt nach Creel, die sie mit den Engländern vom Tecolote-Strand unternommen haben. Aber eben: mit zwei Autos kann man’s wagen, allein ist es nicht wirklich empfehlenswert. Hier auf dem Zeltplatz lernen wir auch Max und Ingrid in ihrem „Vision“-Camper kennen, ein älteres Ehepaar, das schon viele Jahre Zeit in Mexico verbringt. Die beiden wissen viel zu erzählen und so vergeht die Zeit im Flug.
Wir bleiben noch einen Tag in Mazatlán und fahren gleich nach dem Frühstück mit dem Bus in die Stadt. Diesmal steigen wir nicht aus, als er in eine für uns eher falsche Richtung abbiegt und hoffen, dass er auf einem Umweg doch noch in die Altstadt fährt. Dem ist aber überhaupt nicht so. Als wir fast eine Stunde später die letzte Teerstrasse hinter uns gelassen haben, fragen wir den Chauffeur doch noch einmal. Er winkt ab, sagt wir sollen warten, hält den nächsten, uns entgegen kommenden Bus an und bedeutet uns, umzusteigen. Diesmal fragen wir früher und fahren nur ein Stück zurück, dann können wir einen anderen Bus nehmen, der uns zumindest in die Nähe fährt. Den Rest gehen wir zu Fuss und geniessen den Spaziergang dem Meer entlang. Sogar Klippenspringer sehen wir, wenn auch wahrscheinlich nicht so spektakuläre wie sie in Acapulco gewesen sind. Die Altstadt ist sehr schön, tagsüber sind die Plätze aber weniger belebt und die Cafés grösstenteils geschlossen. Siesta eben, in diesem Klima beginnt das Leben erst bei Sonnenuntergang so richtig!
Bei den Topes handelt es sich um Geschwindigkeits-Reduktoren in Form von Schwellen quer über die Strasse. Manchmal sind sie hoch und steil, dann wieder breiter und weniger hoch bzw. noch höher, manche sind schmal und nicht sehr hoch, dafür hat es etwa drei bis fünf im Abstand von wenigen Metern. Es gibt sie bei fast allen Dorfein- bzw. Dorfausfahrten aber auch bei Bushaltestellen irgendwo in der Pampa oder bei Kurven, die man nicht zu schnell befahren sollte. Topes sind oft signalisiert, aber nicht immer, dann sind sie vielleicht gelb oder weiss markiert, aber auch das ist nicht sicher. Manchmal gibt es ein Topes-Signal und es kommt dann doch kein Tope, manchmal ist auch die Strasse gelb oder weiss markiert und es kommt ebenfalls kein Tope. Es hilft also nur eines: Konzentriert und nicht zu schnell fahren und aufpassen – wahrscheinlich kommt ein Tope, vielleicht aber auch nicht.
Sie sind allgegenwärtig in Mexico und erinnern mich an mein allererstes Auto in jungen Jahren. Sie tönen immer noch unverkennbar VW-mässig und fahren trotz Rost und Dellen quasi unverdrossen durch alle Gassen.
Wie überall in den Städten steht auch auf dem Zócalo in Cholula eine Weihnachtskrippen-Szene. Die beleuchtbaren Comic-Figuren sind so gross, dass die heiligen drei Könige leider fehlen auf dem Bild. Die Hauptfiguren geben aber schon einen guten Eindruck des Aufzuges.
Prachtsexemplar
Auf dem Pyramiden-Areal in Teotihuacán haben wir die bisher schönsten Feigenkaktusbäume gesehen. Wir wissen nicht, wie alt solche Exemplare sind, sie wirken jedoch als ob sie seit jeher hier sind und sie passen auch wunderbar zur ein wenig mystischen Stimmung.
Hier in Mexico City merken wir eigentlich zum ersten mal richtig, dass die Menschen unzufrieden sind, dass sie genug haben von Korruption und Ungerechtigkeit. Es gibt Demonstrationen und die Menschen kämpfen für Gerechtigkeit. Das das Verschwinden von Personen muss endlich ein Ende haben und die Korruption unterbunden werden. Der Palacío Nacional, der Regierungs-palast, ist grossräumig abgesperrt und auf der ganze Länge der Absperr-Gitter sind Plakate und Blumen befestigt, die an die ermordeten Studenten und andere Verbrechen, die der Regierung angelastet werden, erinnern. Auch die enorme Polizeipräsenz lässt darauf schliessen, dass diese Scheusslichkeit noch nicht ausgestanden ist und man der Regierung immer weniger Vertrauen entgegen bringt.
So macht man das in jeder grösseren Stadt in Mexico: Man setzt sich mit er Zeitung auf den Schuhputzthron und liest in aller Ruhe die Neuigkeiten, während der Schuhputzer seine Arbeit verrichtet. Hier in der Hauptstadt macht es ganz den Eindruck, als ob „Luz Saviñón“ sich das Monopol dafür geschaffen hätte, denn wir finden keine anderen als solche Schuhputzer. Das Geschäft scheint zumindest für den Besitzer einträglich zu sein.
Ein grosser Teil von Guanajuatos Strassen verlaufen unterirdisch entlang der alten, nun trocken gelegten Flussläufe der Silberminen. Die Bushaltestellen sind teilweise genau im Tunnel - in der Schweiz undenkbar! - hier ganz normal. Für Touristen wie uns ist es deswegen nicht ganz einfach, die richtige "Parada" zu erwischen, aber die Menschen sind so hilfsbereit, da kann gar nicht viel passieren (ausser einer Abgas-Vergiftung natürlich).
Was darf es denn sein?
Die Geschäfte in den Strassen bieten einfach alles an. Was nicht auf der Strasse präsentiert werden kann, kommt halt in die Fenster im ersten Stock (obwohl man da nicht hinkommt beim Einkaufen...). Von Unterwäsche über Socken zu Röcken und Blusen, Schuhen und Flip-Flops ist alles im Angebot. Wer da in irgend einer Form die Übersicht behalten will, muss schon ein Genie sein!
Weihnachtsbaum mit Bescherung
Weihnachten mexikanisch: Die Dekorationen sind kunterbunt, es glimmert und glitzert, leuchtet und blinkt, oft sind ganze Parks und Kirchen mit Lampions geschmückt, die Menschen sind fröhlich und ausgelassen, überall gibt es Weihnachtsbasare mit endlosen Ständen und überall wird mehr oder weniger dasselbe angeboten. An den Abenden geben Strassenkünstler ihre Stücke zum Besten und alle geniessen das rege Treiben.
Das waren noch Zeiten...
... als das Benzin 38 Centavos gekostet hatte. Die Tanksäule steht in San Miguel de Allende.
Toyota mit Toyota!
Sieht doch schön aus, unsere Mittagspause mitten im Dörfchen Santa Cruz! Wir sind mit Hans und Bente unterwegs und geniessen es, nicht ganz allein über holprige und einsame Strassen zu fahren. Und wir können natürlich von der optimierten Einrichtung der beiden profitieren. Die eine oder andere Anschaffung steht jetzt auf jeden Fall auf unserer Pendenzenliste!
Direkt von den Fischern bei ihrer Rückkehr vom Meer schmeckt's halt schon am Besten! Zur Vorspeise frisch gemachte Ceviche und dann eine schöne Dorade vom Grill mit Folienkartoffeln aus der Glut. Und mit dem Grillrost von Hans ist es einfach, das grosse unhandliche Ding zu wenden! Das Strandleben hat eindeutig seine (kulinarischen) Vorteile!
Strandbaby
Nach dem vielen Herumtoben ist das herrenlose Hundebaby müde. Es holt sich seine Streicheleinheiten überall - wenn es sein muss mit einem Satz auf den Schoss von irgend jemandem.
Bei Charly in Santa Elena kommen heimatliche Gefühle auf, allerspätestens wenn Bratwurst und Cervela auf dem Tisch stehen! Die Ansammlung von Schweizern ist aber nicht alltäglich. So viele (drei Autos) am gleichen Tag kommen eher selten. Charlys Gastfreundschaft ist enorm und so verwundert seine durchwegs positive Präsenz auf den Internetseiten vieler Reisender nicht. Auch wir können einen Zwischenhalt mit Nachtessen nur empfehlen.
Auch der Cowboy-Umzug in El Fuerte wird von der Polizei begleitet und bewacht. Aber so ganz ernst scheint es trotz aller Bewaffunung nicht zu sein, und das Ganze scheint eher eine langweilige Pflichtübung zu sein...
Das Plakat neben dem Eingang zu einer Bar ist ziemlich deutlich: Minderjährige und Uniformierte haben keinen Zutritt!
Die Bahnhöfe auf der Strecke El Fuerte - Creel sind nicht bedient, aber die wichtigsten Informationen sind auf solchen Plakaten angeschlagen. Die Züge verkehren so ungefähr und über Verspätungen bzw. die Zusammenlegung von Zügen wird nicht informiert. Man wartet halt einfach. Als wir endlich im Zug sitzen, dämmert es uns allmählich, dass der Zug, der eigentlich eine Stunde später fahren sollte (Economica) einfach mit dem Primera Express zusammengelegt wurde und gar nicht mehr separat fährt. Wäre ziemlich dumm gewesen, wenn wir den zweiten hätten nehmen wollen.
Im Kolonialstädtchen Cosalá wäre es nicht ganz einfach, mit einem Kinderwagen zu spazieren. Die Trottoirs sind manchmal bis zu einem Meter hoch und sind nur über Treppen erklimmbar bzw. zu verlassen.
Nach unseren Erfahrungen mit den Autobahngebühren fahren wir auf die Autobahn zurück mit der festen Absicht, diese zu verlassen bevor wir die Gebühren zahlen müssen. Wir wollen eine „wilde“ Ausfahrt nehmen, nur sieht es dort aus, als ob man nicht hinausfahren könnte. Also fahren wir weiter bis zur nächsten Brücke, aber da kommt doch grad vorher doch noch die Zahlstation... Wir überlegen nicht lange, machen einen U-Turn und kehren einfach um. Auf dieser Seite war die Ausfahrt besser und wir stellten fest, dass wir bei weitem nicht die Einzigen waren, die das so machen. Gleich zwei andere Autos machten die gleiche Wende... Und es ertönen keine Polizei- oder sonstigen Sirenen, also ist wohl alles in Ordnung.
Die Plaza in Mazlatán erstrahlt bereits in den buntesten Farben - Weihnachten naht!